Mit dem Kauf 1996 begann die Stadt Wiehe ein ehrgeiziges Projekt – die Sanierung des Schlosses. Ein Nutzungskonzept wurde erdacht und die Bauarbeiten begannen. Das Schloss erhielt eine neue Dacheindeckung und neue Fenster sowie neue Außentüren. Im Inneren sind Toiletten eingerichtet und einige wenige Räume vollständig saniert worden; andere Räume haben unterschiedliche Zwischenzustände (neuen Lehmputz, neue Installationen usw., gesicherte Holzkonstruktionen) – insgesamt ein Übergangszustand, welcher in Teilbereichen jetzt eine Überführung in eine Nutzung mit vertretbarem Bauaufwand ermöglichen würde. Mit dem Verpressen des Mauerwerks und den damit eintretenden Schäden brachen die Arbeiten ab. Es folgten ein langwieriger Rechtsstreit und erste statische Sicherungsmaßnahmen der geschädigten Bausubstanz. Seit 2007 werden abschnittsweise die Sicherungen und die Sanierung fortgeführt, am bisherigen Nutzungskonzept wird dabei noch festgehalten, auch wenn nur einzelne Nutzungsteile bisher gesichert und wir noch immer auf der Suche nach einem Nutzer sind, der sich dem Schloss, dem Schlosspark und den Wirtschaftsgebäuden liebevoll annimmt.
Durch das Verpressen weiter Teile des Außenmauerwerks des Schlosses (bis 1999) traten unmittelbar danach vermehrt und größer werdende Risse an den Mauern auf. Mittels zweier abwaschbarer Farben wurde eine Risskartierung in zwei Zeitabschnitten durchgeführt. Einsturzgefährdung bestand insbesondere am nordöstlichen Eckausbau. Hier musste 2002-2004 eine Sicherung erfolgen. Zunächst wurden aus der Bergsicherung bekannte Stahlseilnetze als Korsett um das Mauerwerk gelegt. Seitlich ist eine Stahlkonstruktion zur Abstützung der Obergeschossmauern errichtet worden. Nach Anheben der Obergeschossmauern und Absetzen dieser auf der Stahlkonstruktion konnten die unteren Mauerwerksbereiche ausgetauscht werden. Durch Spezialmörtel wurden bestehendes und neues Mauerwerk voneinander getrennt. Der nordöstliche Eckausbau ist gesichert. Weitere schwerer geschädigte Bereiche sind der Schlossturm, der nordwestliche Eckausbau und die Westfassade. Hier wurde bislang zunächst ein Wetterschutzgerüst errichtet, um das Eintragen von Feuchtigkeit in das Mauerwerk zu verhindern. Im Jahre 2012 ist vorgesehen, diese Abschnitte zu sanieren und damit die Sicherung des Schlosses in weiten Teilen vollendet zu haben.
Der erste Hoffnungsschimmer für die weitere Erhaltung des Schlosses zeigte sich mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten innerhalb des 1. Bauabschnittes im Jahre 2007. Ein Gewölbekeller (der größte Raum im ganzen Schloss) wurde als Veranstaltungsraum hergerichtet. Eine Lüftungsanlage sorgt für den Luftaustausch und damit den Abtransport des mit dem Verpressmörtel eingetragenen Anmachwassers. Der Gewölbekeller ist behindertengerecht erschlossen und kann für Veranstaltungen gern auch angemietet werden. Des Weiteren wurde im Erdgeschoss die so genannte „Schlossinfo“ eingerichtet – ein Raum, der zukünftig als Eingangsbereich, Information und Museumskasse dienen soll.
Wesentlich für die Sanierungsarbeiten war dabei das Aufzeigen des richtigen Umgangs mit dem Baumaterial Gips. So wurden u.a. geeignete Gipsmörtel eingesetzt. Ein geschliffener Gipsestrich ziert die Fußböden der hier sanierten Räume.
In den Jahren 2010-11 erfolgte die Fortführung der Sanierungsarbeiten, so dass zum „Tag des offenen Denkmals 2011” ein weiterer Bauabschnitt übergeben werden kann. Jetzt stehen eine Teeküche und ein Seminarraum als Mehrzweckraum auch für Hochzeiten und Ausstellungen zur Verfügung. Ebenso erhielt der Innenhof des Schlosses eine geregelte Ableitung des Regenwassers und einen Plattenbelag, so dass auch hier nun Veranstaltungen – bspw. Konzerte – stattfinden können. Gleichermaßen ist der äußere Zugang zum Gewölbekeller mit einem Pflasterbelag befestigt worden.
Einen Rückschlag bei den Arbeiten hat es jedoch gegeben; infolge des Winters 2010 stürzte ein Teilbereich einer Stützmauer auf dem Schlossgelände ein. Mittels Sicherungsmaßnahmen wurde der Bereich vorübergehend bereits wieder stabilisiert.
Artikel vom 01.02.11 in der Thüringer Allgemeinen
Sanierungsarbeiten im Schloss Wiehe haben ordentlich Fahrt aufgenommen
Nach langen Bemühungen, insbesondere die weitere Sicherung des Schlosses mit dem 3. Bauabschnitt fortzusetzen, konnten in den Jahren 2014 und 2015 endlich diese Arbeiten ausgeführt werden. Dabei kamen auch Fördermittel aus dem ELER-Programm zum Einsatz. Ziel des Bauabschnitts war die statische Sicherung von Nordwestlichem Eckausbau und Schlossturm, sowie das Verputzen der West- und der Nordfassade, da diese beiden Fassaden am meisten u. a. durch den Verpressmörtel geschädigt waren und somit dringend einen Schutz vor Witterungseinflüssen benötigten. Aus diesem Grund war bereits vor beinahe 8 Jahren ein Wetterschutzgerüst an diesen Fassaden errichtet worden. Der renaissancezeitliche Schlossbaukörper war ursprünglich auch verputzt, was wenige Reste an den Fassaden noch dokumentieren. Jedoch seit etwa 1850 stand das Schloss – dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend – als unverputzes, steinsichtiges Gebäude da. Jetzt mit Putz und Farbigkeit unterstreichen diese Fassaden die Wirkung des Schlosses sehr positiv. Bevor der Putz angebracht werden konnte, mussten die Außenwände statisch gesichert und an die Deckenkonstruktionen angebunden werden. Dabei kamen erneut massive Holzschäden (meist Altschäden, die seit Jahrhunderten oft unfachmännisch behandelt oder nur verdeckt worden waren) zum Vorschein. Unter den vielen Lehmputzschichten waren sie unsichtbar verborgen. Statt des innenliegenden Fachwerks wurden zu erneuernde Bereiche mit bewehrtem Spritzbetonfachwerk ausgefüllt. Enorme Querschnitte von Stahlträgern sind dabei den hölzernen Unterzügen seitlich angefügt worden, da auch diese Holzbauteile durchgebrochen oder schwer geschädigt waren. Eine Stahlbeton-Ringanker-Ebene im 1. Obergeschoss und Edelstahl-Zugbänder im 2. Obergeschoss vervollständigen die Sicherungsarbeiten. Mit diesen Maßnahmen ist das Schloss hier statisch-konstruktiv sogar besser ausgestattet, als es einst errichtet worden war. Im Erdgeschoss wurde das Hochzeitszimmer mit 2 Holzstützen fertiggestellt, so dass zukünftig Hochzeiten noch besser im Schloss stattfinden können. Auch der Zugang zum Schloss über den Haupteingang kann jetzt wieder erfolgen, da die Innentreppe und die Decke über dem Kellergeschoss hier wieder eingebaut sind. In zwei weiteren Baumaßnahmen werden gegenwärtig noch das Wirtschaftsgebäude statisch gesichert (mit rundem Schalenturm der ehemaligen Burganlage) und die Freitreppe vor dem Schlossturm wird mit den vorhandenen Sandsteinstufen neu aufgebaut. Danach ist das Schloss in wesentlichen Teilen gesichert, so dass ein zukünftiger Nutzer die Innenräume weiter ausbauen kann.
Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege konnte 2015 kurzfristig weitere Fördermittel bereitstellen. Mit dieser Hilfe wurde im Eingangsbereich des Schlossturms und im anschließenden Vestibül ein Naturstein-Plattenbelag verlegt. Hier engagierte sich auch der Förderverein Schloss Wiehe e.V. mit Eigenmitteln und Spenden. Dazu kam eine weitere, separate Baumaßnahme - die Wiederherstellung und Aufarbeitung der Freitreppe vor dem Schlossturm. Auch dabei half der Förderverein mit einer finanziellen Unterstützung, und so konnte auch diese Bauaufgabe erfolgreich abgeschlossen werden. Mit diesen beiden Maßnahmen sind die Räume des Schlosses seit mehr 15 Jahren wieder über den Hauptzugang zu erreichen. In den kommenden Jahren soll, sofern die Stadt Wiehe in der Lage dazu ist, der gesamte Eingangsbereich (Wände, Decken, Treppenstufen usw.) vollständig saniert werden.
Die dritte Maßnahme, die der Förderverein gegenwärtig allein bewältigt, ist die Finanzierung des Einbaus einer neuen Tür zum Innenhof im Bereich der Haupttreppenanlage. Somit kann Mitte 2016 die Bautür an dieser Stelle endlich entfernt werden.
In den vorherigen Bauabschnitten war es wichtig, Räume zu schaffen, das Schloss statisch zu sichern oder vor Witterungseinflüssen zu schützen. Jetzt gibt es bereits einige Räume, die aktiv für Veranstaltungen genutzt werden. Die messtechnische Dauerüberwachung ist seit 2012 abgeschlossen. Der weitere Innenausbau wird als Möglichkeit immer wahrscheinlicher, da die Sicherung der Bausubstanz sehr weit fertiggestellt ist. Auch sind wesentliche Fassadenseiten des Schlosses nun geputzt und farblich angestrichen, sodass das Schloss auch optisch wieder die Stadtkrone von Wiehe bildet. Mit der nachfolgend beschriebenen Notsicherung des Wirtschaftsgebäudes rückt die gesamte Schlossanlage somit immer mehr in das Blickfeld interessierter Bürger und Gäste der Stadt.
Das nördlich dem Schloss vorgelagerte Wirtschaftsgebäude (auch Verwalterhaus) war an einer Gebäudeecke einsturzgefährdet. Im Rahmen einer Notsicherungsmaßnahme im Jahre 2016 wurde diese nordöstliche Gebäudeecke neu gegründet und mit den vorhandenen Steinen wieder aufgemauert. Vor dieser Ecke befindet sich ein Rundturm, der als Eckturm zur vormaligen Burganlage gehörte und dessen Grundmauern bis unter das Wirtschaftsgebäude reichen. Dieser Turm erhielt seine Mauerkrone zurück (eingestürzte Mauerschalen wurden wieder aufgebaut) und das Mauerwerk ist insgesamt neu ausgefugt worden. Das geschah gleichermaßen so an der Nordseite des Gebäudes. Hier wurde zusätzlich der Abhang davor von Bewuchs befreit. Insgesamt sind auch die Dachentwässerungsleitungen neu verlegt und Schäden im Bereich der Dachflächen beseitigt worden.
Text: Heiko Pludra – Architekt, Bau-Consult Hermsdorf